TomDerElch.com - Reisebericht USA 2003
Tag 3: Escondido - Cajon - Barstow - Calico Ghost Town - Baker - Primm - Jean Goldsprings - Las Vegas
Markt Erlbach, im Oktober 2003

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Sonntag, 05.10.2003

Von einer Stunde zwischendrin, die ich wach war, mal abgesehen war die Nacht recht ruhig und erholsam. Der für 6.00 bestellte Weckruf erreichte mich pünktlich. Ich habe diese frühe Uhrzeit gewählt weil ich mir darüber im Klaren war, dass ich heute wohl noch eine grössere Strecke vor mir hatte. Bevor ich losfuhr habe ich noch den Rucksack reaktiviert den ich ja beim Hinflug im Koffer unterbringen musste. Nebenbei habe ich den Fernseher laufen gehabt und da ging es um die Wahlen in Kalifornien, die heute stattfinden und bei denen Schwarzenegger kandidiert.

Um eben jenen scheint es, wenn ich das richtig verstanden habe, ein bisschen Trubel zu geben wegen Äusserungen bezüglich Hitler. Was genau da vorgefallen ist konnte ich leider aus den Berichten nicht heraus filtern. Wie viele Leute hierzulande wohl wissen, dass die beiden "Herren" eigentlich Landsleute sind?

Gestartet bin ich dann gegen halb acht. Wenige Schritte vom Motel weg wartete etwa ein Dutzend Männer am Bürgersteig, die sich alle auf mein Auto zu bewegten. Die Situation kam mir etwas bedrohlich vor, was die von mir wollten weiss ich nicht und ich wollte es auch nicht wissen. Ich bin auf's Gas und weiter gefahren.

Unterwegs steuerte ich erst einmal eine Tankstelle an. Die Zapfsäulen hier verlangen, dass man vor dem Tanken zahlt. Entweder per Kreditkarte oder mit Bargeld an der Kasse der Tankstelle. Letzteres wusste ich nicht, also habe ich es mal mit meiner Mastercard probiert. Die verlangen die Eingabe eines ZIP Codes, unseren Postleitzahlen entsprechend. Deutsche PLZ scheint das Gerät jedenfalls nicht zu akzeptieren. Dabei locker und souverän zu wirken, wie ich es versucht habe, ist nicht einfach. Also habe ich diesen Möchtegerne-Tankvorgang abgebrochen und bin erst mal weiter gefahren. Unterwegs habe ich dann mein Frühstück bei McDonalds eingenommen.

Der zweite Versuch, zu tanken, verlief weitaus erfolgreicher. Durch versteppte Täler, in denen mehr oder weniger einsame Orte und Häuser standen, um die herum sich wie Teppiche grüne Oasen (Oasen-Rasen sozusagen) schmiegen. Abseits meines geplanten Weges fand ich ein Schild welches auf einen Silverwood Lake verwies. Da dieser gerade mal 11 Meilen (17 km etwa) weg war habe ich beschlossen mich auf den Weg [1] zu machen. In diesem Tal angelangt suchte ich mir erst mal einen Parkplatz, versehentlich landete ich erst auf einem der ausschliesslich für Autos mit Anhänger [1] reserviert ist. Es gibt einen Kiosk [1], ein Restaurant, Restrooms (=Toiletten), Strand und ein paar extra ausgewiesene Grill- und Picknickstellen. Sogar Lifeguards [1] gibt es offenbar hier, aber vermutlich nur in der Saison. Neben dem Anlegesteg für die Boote gibt es auch eine Rampe, an der die Besucher ihr Boot zu Wasser lassen können [1]. Auf dem Rückweg nach Cajon, wo ich die Interstate 15 verlassen habe um zu diesem See zu gelangen, gab es ein richtig nett anmutendes Restaurant welches ich natürlich für Euch fotografiert habe [1].

Was mir auch aufgefallen ist sind viele Bäume und Büsche links und rechts der Strasse mit sehr dunklem Holz [1]. Erst davon ausgehend, dass es sich hier um eine bestimmte Holzart handelt ist mir dann in den Sinn gekommen dass es in Kalifornien vor nicht allzu langer Zeit einige Waldbrände gegeben hat. Ich denke in so einem Gebiet bin ich gerade. Warum ich da nicht gleich draufgekommen bin sieht man auch auf dem Bild: Mittlerweile spriessen hier schon wieder Gräser und Blumen.

Weiter ging die Fahrt nach Barstow [1]. Hier, quasi mitten in der Steppe gibt es zwei so genannte Outlet Center [1], in denen insgesamt rund 100 Geschäfte ihre Ware feilbieten: Schuhe, Klamotten, Papier, Elektronik, Bücher, Arzneimittel, CDs, Uhren - Achja: Uhren. Uhr hab ich natürlich von daheim keine mitgenommen gehabt, da ich das so gewohnt bin. Ungünstig aber wenn man so viel unterwegs ist. Also habe ich mir auf die Schnelle eine gekauft. Hier in Barstow. Seitdem habe ich eine Casio G-Shock. Ausserdem erstand ich mir hier noch eine weitere CD für's Auto.

Nicht schlecht war auch als ich an der Tankstelle um die Ecke noch etwas nachtanken wollte. Dort gibt es einen recht grossen Truck Stop. Für mich, der ich seit den späten 80ern schon grosser Fan dieser grossen, stolzen und mächtigen Trucks bin, war das natürlich wie Weihnachten. Dutzende dieser Monster stehen da, schnauben, rattern, röhren - im hiesigen Klima läuft der Motor dauerhaft, damit die Klimaanlagen ihren Dienst tun können. Es rumort, es lärmt, es wirkt fast als würden sie hier ihr eigenes Reich markieren wollen und dulden dort keine Eindringlinge. Fast hätte ich gemeint, sie wollten mich an Ort und Stelle verschlingen [1]. Dem ist aber nicht so. Man sollte durchaus aufpassen wo man hin tritt, hier wird rangiert und gefahren - und bei dem gegenwärtigen Lärm kan man die Trucks nun wirklich nicht kommen hören. Dann bleiben sie auch alle schön friedlich [1|2].

Auf dem Rückweg zum Auto hat mich einer der am Laden stehenden Trucker gefragt warum ich hier Bilder mache. Klar, für ihn ist das hier Alltag. Ich habe ihm erklärt dass wir in Deutschland solche Trucks nicht hätten. Zumindest nicht viele davon. Habe mich mit ihm etwas unterhalten - zumindest soweit ich ihn verstehen konnte, denn er hatte einen sehr üblen Slang drauf. Irgendwann konnte ich mich dann aus dieser doch recht einseitigen Konversation lösen und ging zurück zu meinem Auto.

Mit dessen Hilfe bin ich dann weiter gefahren in Richtung Las Vegas. Natürlich habe ich das nicht ohne weitere Zwischenstopps getan. Der nächste wäre Calico Ghost Town. Dies ist eine (der englisch beherrschende Leser hat es sicher schon geahnt) Geisterstadt, die - natürlich ordentlich mit Gift Shops und Restaurants ausgestattet, zur Touristenattraktion erkoren wurden [1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11]. Hier wurde einige Jahre lang Silber abgebaut, es stehen Gedenktafeln links und rechts des Weges die unter anderem der langjährigsten Einwohnerin huldigen oder des Mannes, der beschlossen hat diese zeitweise verlassene Stadt der Nachwelt zu erhalten.

Einen kurzen Halt widmete ich auch dem Städtchen Baker, das sich rühmt das grösste Thermometer der Welt [1] zu besitzen. Zwei blinkende und glitzernde Inseln im Dunkel der mittlerweile hereingebrochenen Nacht erwecken von weitem den Eindruck, ich sei am Ziel: Las Vegas. Dem war aber nicht so. Orte wie Primm [1] oder Jean Goodsprings gaukeln zwar auf den ersten Blick vor, Spielerparadiese zu sein, bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass es hier gerade mal ein oder zwei Casinos gibt. Es ist weder eine grosse Sensation hier noch kann die "Verrücktheit" der Gebäude mit dem Wahnsinn Las Vegas mithalten.

Also ging die Fahrt weiter. Schon kurz nach Jean Goodsprings zeichnete sich am Himmel der Lichtstrahl ab, der aus der Spitze des Pyramidenförmigen Luxor-Casinos nach oben zeigt wie ein Stern von Betlehem der Moderne. Nach einigen weiteren Minuten Fahrt gelangte ich dann nach Las Vegas, wo ich nach kurzer Orientierung gleich den Las Vegas Boulevard ausfindig machen konnte, den so genannten Strip, an dem die meisten neuen Hotel-Casinos stehen, die sich in ihrer Form und ihrem Ideenreichtum gegenseitig übertreffen. Eines verrückter als das Andere. Ein Hotel grösser, das andere bunter, das nächste verrückter. Las Vegas ist, wie ich auch in meinem 98er Bericht angedeutet habe, wohl eine der verrücktesten Städte der Welt. Daran hat sich in den letzten 5 Jahren rein gar nichts geändert. Obwohl: Dieser Status wurde offenbar noch weiter ausgebaut ...

Nach einer ersten Fahrt am Strip entlang habe ich auch gleich das Motel 6 gefunden, in dem wir auch damals mit der Contiki Tour schon übernachtet haben, und erhielt die Zimmernummer 433 zugeteilt. Dies befindet sich an der Strasse, die zwischen den Hotels "New York, New York" und "Excalibur" den Las Vegas Boulevard, auch genannt "The Strip" kreuzt, in Richtung Flughafen, dessen Gelände bis auf wenige Meter an das Hotel heranreicht. In diesem Hotel, nach 348 gefahrenen Meilen (557 km), habe ich mich dann für die Nacht angemeldet, und habe gleich mal mein Zimmer bezogen. Anschliessend bin ich aufgebrochen zu einem ersten Rundgang am "Strip". Allerdings ohne Fotoausrüstung. Der Grund dafür ist der, dass ich leider mein lichtstarkes 50 mm Objektiv zu Hause vergessen habe. Wer sich etwas mit Fotografie beschäftigt kann vielleicht nachvollziehen wie sinnvoll eine Fotoausrüstung ohne lichtstarke Optik in dieser Oase des Lichts und Glamours ist.

Ich wollte warten und nahm mir vor, morgen eine zu kaufen - wenn ich denn eine finde. Als ich aus der Moteltüre trat fuhr gerade ein so genannter Lowrider auf dem Parkplatz ein. Dieses Fahrzeug hatte das rechte Vorderrad weit in der Luft und ich dachte mir "Donnerwetter. Guter Auftritt, feine Show". Wie ich dann, als weitere Fahrzeuge ähnlicher Machart eintrudelten und sich die Insassen kopfschüttelnd um das erste Auto scharten, bemerkte war das gar nicht so beabsichtigt. Nachdem meine neugierigen Blicke mit etwas düsteren Blicken erwidert wurden bin ich von dannen gezogen und habe meinen Rundgang angetreten. Nach wie vor ist diese Stadt eine Stadt wie keine andere. Ich bin so frei zu behaupten es ist die zweite "City that never sleeps". Die Tour führte mich den kompletten Strip entlang bis kurz vor dem Stratosphere Tower und auf der anderen Seite wieder zurück.

Unterwegs habe ich sogar zwei Läden gefunden die mir aussahen als wären sie komplett genug sortiert, das Objektiv zu führen welches ich noch brauche. Doch beide waren bis inklusive morgen geschlossen wegen Inventur. Als ob die nicht wann anders zählen können. Vor allem: Als ob da überhaupt jemand zählen kann.

Die mit dem Auto zurückgelegte Strecke betrug 348 Meilen, etwa 557 km. Die zu Fuss zurückgelegte Strecke dürfte auch etwa an die 8 km heranreichen, entsprechend "gut" fühlten sich meine Füsse heute Abend an. Im Motel angekommen bin ich aus den Schuhen gekippt und unmittelbar auf's Bett gefallen. Einen Wecker habe ich heute nicht gestellt. Erstens kann ein bisschen Ausschlafen nicht schaden, ausserdem ist Las Vegas bei Tageslicht nicht sonderlich spannend, rein optisch ist es abends und nachts hier deutlich spannender.

Was mir etwas Sorgen macht ist dass hier ständig Hubschrauber über das Gebäude fliegen. Der Heli-Ride über den Strip bei Nacht ist eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung in Las Vegas und ich hoffe dass ich dies nicht so bewusst höre wie ich es befürchte. Aber das werde ich schon merken. Gute Nacht!

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