Reisebericht USA 2009
Markt Erlbach, im November 2009
Tag 13 - Grand Canyon - Phantom Ranch - Bright Angel Trail - South Rim - Hermits Rest - Grand Canyon Village - Tusayan
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Montag, 2. November 2009
Gewidmet meiner Tochter

Der heutige Tag begann sogar für mein Empfinden sehr früh. Ein für 5 Uhr angekündigter Weckruf ist mir anscheinend entgangen, dennoch wachte ich etwa 10 Minuten später durch die rege Aktivität im Zimmer auf. Um 5:30 hatte ich das Frühstück gebucht. Wie üblich wird das hier pünktlichst serviert und es wird, wie auch zum Abendessen, in zwei Schichten gegessen.

Es gibt an jedem der vier Tische im raum verschiedene Angebote, überwiegend natürlich in Sachen Nährwerte auf das Klientel ausgerichtet, das hier zu speisen pflegt. Energie- und Vitaminreich. Ich habe ein paar Gabeln Rührei gegessen (für 19,46 Dollar wohl das teuerste Rührei meines Lebens), bin zurück zum Zimmer, habe die restlichen Sachen gepackt und losgetigert. Es war kurz nach 6, als ich die Phantom Ranch verlassen habe - Stirnlicht vor den Schädel geschnallt, Rucksack auf dem Rücken, Wasserflaschen ringsum (Ungefähr so wie Rambo und seine Patronengürtel) und, freilich, die Fototasche um den Hals.

Beim Verlassen der Ranch noch ein Blick zurück [1].  Unten am Fluss war schon zu erkennen, wie sich die Sonne über den neuen Tag herzumachen versucht [1|2]. Entlang des Flusses [1] ging es also zurück zum Fuß des Bright Angel Trails. Von da an gab es nur den Canyon und mich. Bedeutet: Das nächste Ziel ist der nächste Schritt. Nachdem ich ja gestern viel Zeit hatte und entsprechende Ausbeute an Bildern mitgebracht habe erlaubte ich mir heute den Luxus, nur wenig Blicke nach links und rechts zu werfen und mich primär auf den Aufstieg zu konzentrieren.

Doch ab und an entfleuchte mir doch ein Blick. Der es dann aber auch wert war [1|2|3]. Durch partiell intensives Zickzacken [1] durch diese wunderschöne Landschaft [1|2] erreichte ich schneller als gedacht den Indian Garden [1|2|3]. Auf den Abstecher zum Plateau Point verzichtete ich. Zeit hätte ich gehabt, aber irgendwie verspürte ich eine übermäßige Ehrfurcht vor dem Weg, der mir bevorsteht. Auch wenn ich jetzt schon deutlich über die Hälfte der Strecke hinter mir hatte und ich sehr früh losgelaufen bin hatte ich im Hinterkopf die Angst, es nicht zu schaffen. Beim Anblick der Felswand, die sich vor einem aufbaut (wie gestern schon angedeutet) stellte ich mir ab und an die Frage, ob ich noch auf dem rechten Weg bin. Denn so richtig nach einer Möglichkeit, nach oben zu kommen, sieht das hier nicht aus [P].

Wie schon erwähnt hielten sich die eingelegten Stops für Bilder in Grenzen. Fast durchgehend im Schatten des Canyons spulte ich den Bright Angel Trail geradezu ab [1|2]. Immer wieder begegnen dem Wanderer Muli-Teams. Mal überholen sie Dich, mal kommen sie Dir entgegen, jedenfalls sind die Wanderer verpflichtet, bergseitig stehen zu bleiben und diese Lasttiere passieren zu lassen. Diese Tiere machen irgendwie den Eindruck, als würden sie gemütlich, fast lustlos diesen Trail entlang laufen. Aber wenn Du Dir ein eigenes Bild davon machen willst, versuch doch mal, da hinterherzukommen. Viel Spaß [1]! Wenige Meter unterhalb des Rims, das 1,5 Meilen-Resthouse hatte ich schon länger hinter mir gelassen, begegnete ich noch dem blaurückigen Canyonling [1]. Bereits 10 Minuten nach 11 hatte ich dann das Rim erreicht. Die Angst, die Strecke nicht bewältigen zu können, sollte sich damit als unbegründet erwiesen haben.

Wenn ich die Faustregel betrachte, dass der Weg nach oben etwa die doppelte Zeit wie der Weg nach unten benötigt (wohl gemerkt nur zum Fluss!) käme ich somit, rein rechnerisch, auf eine Wegzeit von 7:45 Stunden. Und damit wäre das Ganze dann vielleicht doch an einem Tag zu schaffen. Da ich aber nicht sagen kann, welche Auswirkungen die zusätzliche Stärkung auf der Phantom Ranch sowie die Regeneration während der Nacht hatten kann und will ich natürlich nicht behaupten, dass das so einfach ist, wie es sich hier liest. Fakt ist: Wer vorhat, dem Grand Canyon (fast schon wortwörtlich) auf den Grund zu gehen sollte sich seiner Kondition, der Belastbarkeit seiner Füße und Knochen und hinreichender Verpflegung definitiv gewiss sein.

Als mich Mutter Erde also wieder an ihrer Oberfläche zurück hatte (äh: Wo genau war ich jetzt eigentlich, wenn ich diese Phrase mal umsetze?) ging ich zurück zu meinem Auto. Erster Punkt dort war der Wechsel der Schuhe. Andere Parkbesucher, die gerade aus einem Auto ausstiegen fragten mich, wie es denn unten gewesen sei. Ich schwärmte voller Überzeugung von der absolvierten Tour und erzählte kurz davon.

Ich verstaute meine Taschenarmada im Kofferraum und fuhr zum Hotel in Tusayan. Dort wollte ich mich einfach nur hinlegen und schlafen. Aber irgendwie fand ich auf Grund vieler durch meinen Kopf schwirrender Gedanken keine Ruhe, also habe ich noch kurz Daten gesichert, über WLAN Kontakt mit zuhause aufgenommen und überflogen, was es daheim so Neues gibt. Danach war ich dann noch einkaufen. Für mich selbst war es ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Homeland Security", was ich ja schon als Poster in Peach Spirings gesehen habe. Für meinen Bruder wollte ich das gute Stück in seiner Größe erwerben, wozu die Dame an der Kasse aber mal ins Lager schauen wollte. Sie vertröstete also die 5 Leute, die hinter mir standen, holte einen Kollegen, der an der zweiten Kasse übernahm und holte mir das Shirt in der gewünschten Größe. Dazu erstand mir einen Aufkleber für mein Auto, der da besagt "I made it to the bottom and back - Grand Canyon Nationalpark". Sie hat mich angesehen und gefragt, ob das denn der Wahrheit entspräche, da sie mir den Aufkleber nur dann verkaufen darf. Ich senkte meinen Blick führend in Richtung Boden, von wo aus ich ihr meinen Fuß entgegenhob, der dank Birkenstocks den Blick auf das Blasenpflaster an der einen Zehe freigab. Das wurde als Legitimation anerkannt und war auch gut so, denn die Rechnung der Phantom Ranch war im Auto. Die hätte ich extra holen müssen, und mit extra holen wurde hier heute schon genug Zeit verplempert.

Danach brach ich erneut auf zur Oberkante dieser Riesenschlucht. Am Canyon Village ein kurzer Blick über das dortige Mäuerchen [1], doch was dann? Ich beschloss, zu Hermits Rest zu gelangen. Das ist ein Punkt etwa 7 Kilometer Luftlinie entfernt vom Canyon Village mit all den Lodges, Läden, Restaurants. Ich war schon die ersten Meter gelaufen als ich mir überlegte, den Shuttlebus zu nehmen. Der verkehrt nämlich auf dieser Route nur bis einige Minuten nach Sonnenuntergang. Da es schon ziemlich spät am Nachmittag war hätte ich auf alle Fälle die Strecke doppelt laufen müssen. Und diese Entscheidung sollte sich als richtig erweisen.

An der Bushaltestelle wurde die Anfahrt des Buses direkt auf Film festgehalten. Aber nicht von mir [1]! Offenbar war der Filmende das Oberhaupt der Familie, die dann vor der Linse der Kamera winkend und grinsend in den Bus einstiegen. Ich habe mich da direkt hintendran gehängt, doch als ich dann winkte und grinste hatte der Mann die Kamera schon ausgeschaltet und hat mir lachend einen Klaps auf die Schulter gegeben. Was sicher heißen sollte: Ich finde es so schade, dass Du auf dem Film jetzt nicht mit drauf bist.

Die Straße zu Hermits Rest war früher frei befahrbar für alle Besucher des Canyons. Um die Umwelt zu schützen hat man das mittlerweile auf eine reine Shuttlebusroute umfunktioniert. Aber auch hier gilt die Höchstgeschwindigkeit von 35 Meilen, manchmal sogar 25 Meilen. So sitzt man dann also ausgeliefert in diesem mit Erdgas betriebenen Bus und sieht langsam die Landschaft an sich vorbeischweben. Und weil im Fahrplan auch ein paar zeitliche Puffer eingearbeitet sind bleibt der Bus nach jeweils zwei oder drei Haltestellen noch ein paar Sekunden stehen.

Ich schätze mal, dass es etwa 20 Minuten waren, die der Bus dann zu Hermit's Rest [1] benötigte. Dort gibt es einen Laden für Souvenirs [1] und einen "Schalter", an dem Verpflegung käuflich erworben werden kann. Eine vor sich hin protestierende Krähe zog die Blicke der Kameras auf sich [1]. Nachdem ich mir mal wieder eine Cola gegönnt habe brach ich vorbei an der Bushaltestelle [1] auf, den Weg zurück zu laufen zum Grand Canyon Village. Entlang des Rims sind das rund 11 Kilometer. Ich hatte heute ja noch nichts weiter geleistet. Sehr nett, da informativ und hilfreich, finde ich die Beschilderung des Teilabschnittes, der hier beginnt [1].

Der Blick auf den Canyon, manchmal pittoresk umflankt von Bäumen, an anderen Stellen mit eher freier Sicht, ist nie gleich. Ich kann diese Wanderung einfach nur empfehlen [1|2|3] [P]!

An manchen Passagen führte der Weg entlang der Kante [1|2] auf einem Seitenstreifen der Straße weiter [1], was kein großes Thema ist, da hier ja nur Busse sowie befugte Fahrzeuge (Mitarbeiter, Lieferfahrzeuge) fahren. Und das, wie gesagt, sehr gesittet. Und immer wieder links meines Weges das Spektakel der untergehenden Sonne und der Farben, die sie in den Canyon zaubert [1] [P]. Nicht das erste Mal an diesem Tag begegnete ich einem Reh [1], das dann aber kurz nach der Aufnahme davonsprang, da sich einer dieser Shuttlebusse genähert hat.

Noch bevor die Sonne sich hinter den Horizont verkrümelt hat stieg gegenüber der Vollmond auf, um es nicht komplett dunkel werden zu lassen [1|2|3|4]. Selbst viele Minuten, nachdem die Sonne selbst nicht mehr zu sehen war zeichnete sich ihr goldener Schweif noch am Horizont ab [1|2|3|4].

An jeder Bushaltestelle (also an jedem früheren Parkplatz) findet sich eine Karte, auf der zu sehen ist, wo Du Dich gerade befindest und wie weit es noch bis wohin ist [1]. Irgendwo unterwegs wurden dann die Batterien der Kamera leer. Das war an irgend einem dieser Parkplätze, und an irgend einem Mäuerchen dort schraubte ich das Stativ ab, um an das Batteriefach zu kommen, verstaute dieses kurzfristig in der Fototasche und verlor dabei die Kappe, die ich in Las Vegas erst gekauft hatte und nach Sonnenuntergang mangels Bedarf in den Verschluss der Kameratasche eingehakt hatte. Bemerkt habe ich das erst weit später, ich ging dann auch noch ein paar Kilometer zurück, jedoch ohne Erfolg. Naja. Vielleicht freut sich dann ja morgen jemand darüber.

Jedenfalls (ob das jetzt vor der Kappensuche war oder danach kann ich nicht mehr sagen) gelang mir an diesem Abend noch ein Bild, das mir persönlich ganz besonders gut gefällt: Der Grand Canyon im Licht des Vollmonds, am Horizont das Restlicht der untergegangenen Sonne und darüber das Sternbild des großen Wagens - Fast so, als hätte ihn extra jemand für mich und/oder dieses Foto dort geparkt [1]. Ich halte fest: Grand Canyon bei Vollmond ist absolut empfehlenswert [1].

Am Hopi Point habe ich dann Bilder gemacht, auf dem ungefähr zu sehen ist, wie weit es noch zum "Village" ist [1|2]. Ab da näherte ich mich dieser Siedlung recht schnell [1]. An dem Haltepunkt, der sich sinnigerweise "Trail Overlook" nennt [1|2] sieht man bei Vollmond sogar die Konturen, die der Bright Angel Trail im Gestein bildet [1]. Nach erreichen des Dorfes setzte ich mich wieder ins Auto und fuhr nach zwei sehr ereignisreichen Tagen zurück zum Hotel. Ganz ohne Töne, die nach Maus klingen fand ich sehr schnell die dringend nötige Nachtruhe.

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