Reisebericht USA + Kanada 2010
Markt Erlbach, im November 2010
Tag 7 – Kingston – Willow Bank – Gananoque – 1.000 Islands – Ogdensburg – Heuvelton – Cranberry Lake – Tupper Lake – Saranac Lake


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Freitag, 1. Oktober 2010

Heute wird uns der Weg wieder aus Kanada heraus führen. Von Kingston startend führt uns der Weg zunächst entlang des St. Lawrence Stroms, der den Ontariosee mit dem Atlantik verbindet. Für den Weg dorthin entschieden wir uns gegen den Highway 401 zugunsten des Highway 2. Der führt direkt aus Kingston raus etwas näher am (eingedeutscht) St. Lorenz-Strom entlang. Unterwegs hätte es die Möglichkeit gegeben, per Fähre nach Howe Island überzusetzen und gegenüber, am Ostende der Insel, wieder zurück zum Festland zu fahren.

Machten wir aber nicht. Und das war gut, denn sonst hätten wir kurz hinter dem Örtchen Campbell Maxwell Front, kurz vor Willowbank, ein Paradebeispiel kanadischer Holzbaukunst schlichtweg verpasst [1].

Wir erreichten Gananoque und steuerten direkt den dortigen Hafen an, wo wir gerade rechtzeitig zum Start einer zweieinhalbstündigen Rundreise per Boot ankamen. Tickets gekauft, drauf auf den Kutter [1] und los [1]. Das Wetter war hier sehr wechselhaft, die Bänke auf dem Oberdeck noch nass vom nächtlichen Regen, aber für unsere kleine Rundreise blieb es immerhin trocken.

Die Region, die wir hier durchschifften nennt sich Thousand Islands. Und dieser Name ist noch tiefgestapelt, denn offizielle Zählungen weisen weit mehr als 1.000 Inseln, Wikipedia zum Beispiel berichtet von 1.793 Inseln. Bevor ich selbst zählen muss will ich es mal glauben.

Darunter fallen Inseln mit einer eigenen Infrastruktur: Da gibt es Schulen, Supermärkte, Kindergärten, Kirchen. Dann gibt es Inseln die so vielsagende Namen haben wie "Just Room enough", wo ein Haus von einem "Strand" von durchschnittlich vielleicht einem Meter Breite umgeben ist und dem Namen wirklich mehr als alle Ehre machen. Es gibt natürlich dutzende, je nach Genauigkeit der Berechnung hunderte von Zwischengrößen, aber auch kleinere Inseln, die dann allerdings nicht von Menschen bewohnt sind, sehr wohl aber Heimat einheimischer Vögel sind.

Mit wehenden Fahnen [1|2] führte uns der kleine Rundkurs zunächst am kanadischen Ufer des St. Lorenz entlang, während nicht alle Passagiere sich gleichermaßen für die landschaftlichen Rahmenbedingungen begeistern konnten [1]. Während der Fahrt gibt es auch immer wieder Erklärungen über die Lautsprecheranlage des Schiffs mit Hintergründen über die Inseln: Seit wann bekannt, wann besiedelt, wie viele Einwohner und andere interessante, historische bis skurrile Fakten über prominente Bewohner oder Vorbesitzer, garniert mit regionalen Anekdoten und Sagen.

Ich habe lang überlegt, ob ich jetzt eine Abhandlung schreibe und diese an den Bildern anlehne, oder ich die Bilder lieber anhand einer Abhandlung und nach Themen sortiert präsentiere. Ich gestehe, ich war mir nicht schlüssig, daher präsentiere ich jetzt und hier die Bilder einfach mal im Block, lasse sie auf Dich wirken und erkläre sie einzeln. Bis es wieder etwas zu schreiben gibt.

[1|2|3|4|5|6|7|8|9|10] [11|12] [P]

Eine gesunde Mischung aus interessant, spannend und witzig ist diese Ecke der Erde auf jeden Fall. Skurril sind beispielsweise die Inseln mit eigener Rutsche, was aber offenbar nie fehlen darf ist die angemessene Beflaggung [1|2]. Entweder Maple Leaf oder Stars and Stripes. Manchmal auch beides.

Unter steter Aufsicht des wohl berühmtesten Erdtrabanten [1] ging es weiter bis in Sichtweite der Grenzbrücke [1]. Diese führt auf eine Konstellation von zwei recht großen, sehr nah beieinander liegenden Inseln. Dort befinden sich neben einem Aussichtsturm auf kanadischer Seite auch die Grenzstationen der beiden Staaten, die hier ihre Nachbarschaft pflegen. Auf der anderen Seite dieser Doppelinsel steht die amerikanische Version der Brücke, weitgehend identisch im Design und womöglich auch in der Größe. Doch dazu später noch mehr. Ein bisschen.

Der Kapitän [1] setzte seinen (und damit auch unseren) Weg fort [1|2|3|4|5] [P] bis wir die Hauptattraktion und das wohl bekannteste Gebäude der Gegend erreichten: Boldt Castle. Auf einem Inselchen des Namens Heart Island erbaut handelt es sich hierbei um eine ehemalige Millionärsunterkunft, die mittlerweile zur Touristenattraktion wurde. Auch hier bin ich geneigt, die Bilder wieder lose "im Block" zu präsentieren und Erklärungen und Kommentare dazu auf den jeweiligen Bilderseiten abzugeben [1|2|3|4|5|6]. Besonders hübsch, da an exponierter Stelle stehend ist auch das Powerhaus, das ehemalige hauseigene E-Werk [1|2|3].

Auf der Rückseite, dem nördlichen Ufer der Insel, gibt es Souvenirläden, einen Imbiss und eine Grenzstation [1] - für die Schiffe, die diese Insel von kanadischer Seite aus ansteuern, da das Eiland in US-amerikanischen Gewässern liegt. Einen Steinwurf entfernt, nordöstlich von Heart Island ist das zugehörige Yacht House (Jachthaus, für alle, die sich das nicht ableiten konnten) [1]. Dies liegt auf einem Inselchen, das wiederum mit einer der beiden Grenzinseln zwischen den vorhin schon erwähnten Brücken per Straße verbunden ist.

Wenngleich ich es schade finde, dass wir Heart Island selbst nicht ansteuerten ist es sehr nett, dass diese Schifffahrt ganze anderthalb Runden um dieses nahezu märchenhafte Gebilde dreht [1|2|3|4]. Dabei gibt es auch im besten Wortsinn komische Einblicke in den Humor der Leute, die hier (zumindest ab und zu)residieren [1].

Nachdem uns auf etwa dieser Höhe ein Schwesterschiff begegnet war lenkte die Stimme aus den Lautsprechen die Aufmerksamkeit aller (wobei, die Leute mit dem Laptop von vorhin bekommen das sicher wieder nicht mit) auf die kürzeste internationale Brücke der Welt. So sagt man zumindest [1]. Auch auf der Rückfahrt mag sich die Begeisterung über diese einzigartige Landschaft nicht legen. Daher durfte auch die Kamera nie allzu lang ruhen [1|2|3|4|5|6|7]. Auch der Aussichtsturm, den wir später noch besuchen werden, konnten wir uns schon mal von Weitem ansehen [1].

Ökologisch bemerkenswert ist, dass die Leuchttürmchen, die auf dieser recht wichtigen Wasserstraße den großen Schiffen den Weg weisen, solarbetrieben sind. Oder zumindest solarunterstützt [1]. Am Rande bemerkte ich eine Passagierin, die eine ganze Zeit lang auf einem der Tische des Schiffes saß. Die Füße (mit Schuhen, freilich) auf der Bank. Genau diese Dame war es, die sich sogleich echauffiert hat, ich solle doch die etwas klemmende Tür des Schiffes wieder komplett zu machen, nachdem ich mich etwas im Bugbereich umgesehen hatte. Und, psst ... ich glaube, das war die verschollen geglaubte Zwillingsschwester von der nordkoreanischen Stilikone Kim Jong Il [1].

Für die letzten Meter zurück nach Gananoque erhielten wir sogar Unterstützung aus der Luft [1]. Unfallfrei und dank vorher bei Tim Hortens gehortetem Frühstück, das wir unterwegs verzehrt haben gut gesättigt lief das Schiff wieder in Gananoque ein [1|2]. Direkt vor dem Bootsanleger gibt es (für mich ja generell ein hübscher Anblick) eine alte Fabrikhalle [1]. Doch bevor wir einen Rundgang durch die Stadt antraten statteten wir dem Gift Shop, der sich die Räumlichkeiten mit dem Ticketverkauf teilt, einen kurzen Besuch ab. Ziemlich schlau und interessant fand ich die Weltkarte, die hier auslag: Besucher sollten mittels einer Stecknadel markieren, wo sie her stammen. Die Überraschungen halten sich in überschaubarem Rahmen - aber sie existieren [1]!

Elchfans wie ich einer bin finden in diesem Laden auch jede Menge lustige Sachen [1|2]. Wie eben schon angedeutet, wir gingen ein paar Minuten durch Gananoque spazieren. Hübsche Häuschen [1] links und rechts der Straße, ab und zu ein kleiner Laden. In einen davon wollte ich reingehen, doch er [1]. Wir orientierten uns in Richtung Ortskern. Oder was man dafür halten konnte. Weiter geht es entlang des Highway 2, der quer durch den Ort führt vorbei an einer ausrangierten Lok [1] hin zur Town Hall [1].

Ein altes Kino entsprach (freilich) genauso wieder meinem Geschmack [1] wie die Deko im Schaufenster eines Computerladens [1]. Das könnte eigentlich nur von einem Elch übertroffen werden. Schrieb ich eben Elch? Okay. Es wurde übertroffen [1]! Etwas befremdlich dagegen das, was hier in einem Zubehörshop für Hunde zu sehen war. Das ist imstande, Alpträume zu verursachen [1]! Auf dem Weg zurück zum Auto, das direkt am Hafen stand, gab es noch ein paar alte Fabrikgebäude zu sehen (extra für mich?) [1|2].

So langsam aber sicher endet unsere Zeit in Kanada. Wir fuhren ein paar Kilometer weiter stromabwärts, bis wir kurz inter Ivy Lea auf den Highway 137 wechselten. Dort führt die erste der vorhin schon beschriebenen Brücken [1] auf die ebenfalls schon erwähnte erste von zwei großen Inseln. Neben dem Aussichtsturm, der sich Skydeck [1] nennt, gibt es einen Laden [1], in dem ich für ein paar Kleinigkeiten inklusive eines Elch T-Shirts die restlichen Dollar ausgeben konnte. Da es zwischen den kanadischen und US-amerikanischen Währungen keine signifikanten Unterschiede gibt (der Kurs ist derzeit etwa 1,03, aber frage mich bitte nicht, in welche Richtung) kann ich die Währungen mischen. Ich machte die Anzahlung mit kanadischen Dollars und durfte mit US-Dollars auffüllen.

Ich wäre nicht ich, wenn ich diese Gelegenheit nicht nutzen würde, um mal wieder über den Dingen zu stehen. Es reicht mir nicht, im Wald zu stehen, das mache ich oft genug. Nein! Das ist hier die große Indian Summer Party, da muss man ÜBER dem Wald stehen. Also auf in den Aufzug [1]. Und es sollte sich erneut herausstellen, dass wir eine gute Idee umgesetzt haben. Zwischen zwei Busladungen von Touristen hatten wir sogar ein paar ruhige Minuten erwischt, so dass ich nahezu ungestört die Bilder für das erste Panorama [P] ablichten konnte bevor ich mich den "normalen" Bildern von hier oben widmete [1|2|3|4].

Von hier aus sieht man nicht nur hübsche bunte Bäume. Auch die Grenze der beiden großen Flächenstaaten Nordamerikas ist hier zu sehen. Zwischen den Bäumen und Inseln hindurch eher schwierig, an den Grenzanlagen dafür umso deutlicher [1]. Zum Abschluss dieses Besuches gibt es noch ein Bild unseres Leihwagens von oben [1]. Und das entstand nur aus der Not der am Aufzug anstehenden Warteschlange heraus. Wie auch das Bild von ebenjener [1].

Ruckzuck war die Grenzanlage [1] erreicht. Es gab eine kurze Wartezeit bevor wir antreten durften. Oder anfahren. Oder wie auch immer. Der Grenzmann befragte uns, wie lang wir in Kanada waren, wie lang wir noch in den USA bleiben wollen. Und so weiter. Das übliche eben. Als Maik ihm antwortete, dass er bei einer Bank arbeitet hob sich zumindest eine Augenbraue des Herrn, begleitet von einem nur bedingt fasziniert klingenden "Ah! Baaanker!". Scheint, als hätte er einst Lehman Aktien gehabt. Dennoch durften wir weiterfahren und waren wieder zurück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Oder so ähnlich.

Nachdem auch die letzte Brücke überquert und damit US-Festland erreicht wurde zur Abwechslung mal wieder ein Stopp an einem Welcome Center. Dort ein kurzer Besuch auf dem "Örtchen", ein Bild von zwei Brüdern im Geiste, die wohl nie Freunde werden [1] und - spannend, finde ich - ein Picknickplatz, auf dem kabelloser Internetzugang angeboten wird [1]. Mit Informationen haben wir uns ausnahmsweise nicht eingedeckt. Haben wir ja alles schon erledigt, als wir das letzte Mal im Staat New York waren. Jedenfalls: Hier sind wir wieder!

Wir fuhren erst mal ein paar Meilen (=1,6 paar Kilometer) entlang des Lorenzstroms. Nun allerdings am Südufer, sprich im Staat New York. Ab und an überlegten wir uns kurz, anzuhalten. Und vereinzelt machten wir das dann auch, zum Beispiel an einem Parkplatz bei Chippewa Bay, wo wir noch mal zurückblicken konnten zum Skydeck [1]. Der nächste Stopp war dann in einem Städtchen namens Ogdensburg, in dem wir kurz aber intensiv den Ausblick auf den Fluss sowie die Umgebung genossen [1] [P].

Weil wir recht gut in der Zeit lagen frage ich Tante Navi kurz, was wir uns hier denn so an Sehenswürdigkeiten anschauen könnten. Es kam der Vorschlag mit dem nur knapp zwei Kilometer entfernten Fort Wellington. Das gab ich dann mal als Zwischenziel ein, doch schon während der Berechnung der Route beschlossen wir, es bleiben zu lassen. Denn die kurze Distanz war Luftlinie, wir hätten am Fluss entlang, wieder über eine Brücke [1] und damit auch wieder über die Grenze gemusst. Somit muss Euch ein Bild aus der "Ferne" reichen [1].

Schon während der ersten beiden Tage im Staat New York fielen uns Schilder auf, auf denen vor seltsam geformten Kutschen gewarnt wird [1]. So richtig einordnen konnte ich das nicht, ich wäre davon ausgegangen, dass dies vielleicht eine Region mit viel "Ferien auf dem Bauernhof" oder so ist oder die Kutschen aus anderen, eher touristisch geprägten Gründen hier unterwegs sein sollen. Doch die Realität sollte uns eines Besseren belehren: Hier, auf dem Weg von Ogdensburg in südöstliche Richtung nach Heuvelton sind wir in einer Region, in der einige Amish People, oft einfach auch nur "Amish" genannt, residieren.

Allgemeingebildeten Lesern brauche ich sicher nicht erklären, dass das in gewisser (eher harmloser) Weise eine Form des religiösen Fundamentalismus ist. Dem entsprechend sehen die Kutschen auch sehr altbacken aus, auch die Kleidung und das Erscheinungsbild manifestieren einen nach außen hin rückständigen Eindruck. Jedenfalls ist das schon sehr seltsam, wenn man unvorbereitet und unvermittelt auf dieses Paralleluniversum prallt. Aber Du bist ja jetzt vorbereitet [1].

Doch bei dieser einen Begegnung sollte es nicht bleiben. In Heuvelton standen wir in einem Ampelstau vor einer Baustelle und hatten somit keine weitere Mühe, kurz (freilich nicht mitten im Weg) zu parken und den Verkehr zu beobachten, der teils aus Fahrzeugen besteht, die mit nur einem PS angetrieben werden [1|2|3|4].

Neben einer Bank gab es sogar einen speziellen Parkplatz mit einer entsprechenden Bitte an die Benutzer [1], der allerdings nur bedingt Folge geleistet wird [1]. Einerseits sind diese Begegnungen freilich sehr spannend, andererseits macht sich ein Gefühl breit, verbunden mit einem ansatzweise schlechten Gewissen, weil das dann doch ein bisschen den Beigeschmack eines Zoobesuchs hat. Auch wenn ich versuchte, dies nicht so wirken zu lassen. Sehr geholfen hat mir dabei die Möglichkeit, durch mein drehbares Display an der Kamera relativ unbemerkt zu knipsen [1].

Sehr spannend war auch, dass man diese fremden Wesen sogar in Banken antreffen kann [1]. Angemessen erscheint dann auch der, äh, Hightech Friseurladen, direkt gegenüber der Bank. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase gingen wir zurück ins Auto und stellten uns in dem Ampelstau. Nicht ohne weitere dieser Begegnungen der dritten Art [1|2].

Auf dem Weg aus der Stadt zum nächsten Highway begegneten uns weitere Kutschen. Wir erreichten an der Mündung des zuletzt gefahrenen Highways 812 auf den Highway 11 auch eine Siedlung dieser Bevölkerungsgruppe [1|2], bei der wir 3 Minuten lang beobachten konnten wie schwer es wohl sein muss, mit diesen Kutschen einen gut befahrenen Highway zu überqueren [1].

Wir fuhren auf dem Highway 11 weiter nach Gouverneur, wo wir auf den 58er wechselten Richtung Edwards. Und hier geschah etwas sehr verblüffendes: Wir fuhren über eine Stunde durch, ohne anzuhalten, ohne Bilder! Doch in Star Lake hielten wir kurz an und inne [1|2|3]. Cranberry Lake war uns einen Halt wert [1|2|3] [P].

Unterwegs hatten wir dann den einen oder anderen Ausblick auf den einen oder anderen der zigtausend Seen des Staates New York im Abendrot [1|2]. Zu weiteren Bildern konnte ich auch nicht herausfinden und kommuniziere das hiermit offen, wo genau sie entstanden sind. Ich sag mal, irgendwo unterwegs. Und sie sind deshalb nicht schlecht [1|2]!

So gegen sieben Uhr abends erreichten wir dann Saranac Lake. Erst mal galt es, den mittlerweile aufgestauten Hunger zu bezwingen. Wir mussten nicht allzu lang suchen. Dank einem gewissen Grad an touristischer Bedeutung hat dieses Großdorf (oder ist es eine Kleinstadt? Fakt: 5.000 Einwohner, urteile selbst!) eine lebendige Gastronomie. Genaugenommen haben wir gleich das erste Angebot wahrgenommen: Little Italy nannte sich das, sieht zur Straße hin bescheiden aus, doch so schmal der Bau ist, so weit geht er in die Tiefe [1].

Wir besorgten dem Auto einen Stellplatz mit Ausblick auf die schnieke Town Hall [1] und gingen essen. Wir bekamen einen Platz in einem Eck im hinteren Teil mit Blick auf einen Seitenarm des Flüsschens, das hinter dem Haus vorbeiläuft. Dort stellte ich eindrucksvoll unter Beweis, dass ich mit Maßen abseits des metrischen Systems trotz mittlerweile bereits etwa gut 16 Wochen USA-Erfahrung immer noch nicht ganz befreundet bin. Ohne groß nachzudenken bestellte ich eine Pizza normaler Größe. Auch der Preis schien mir nicht weiter verdächtig. Und erhielt, was ich bestellte: Ein Monster von 16 Zoll Durchmesser (über 40 cm!) mit Schinken und Champignons, Zwiebeln, Tomatensoße, Käse [1].

Nachdem der (unabstreitbar leckere!) Kampf gekämpft war, die Pizza also vertilgt (bin ich eine Petze, wenn ich schreibe, Maik hatte nur zwei von 6 Stücken geschafft?) kam irgendwann die Bedienung, sah meinen leeren Teller und meinte nur "Good job" - Was sinngemäß ungefähr so viel bedeutet wie "gut geschlagen". Meine Frage, ob ich noch eine solche haben könnte, erwiderte sie mit dem von mir beabsichtigten verwunderten Blick, der sich auch umgehend lichtete, als ich sie darüber aufklärte, dass das nur ein Spaß war.

Erste Befürchtungen ließen mich daran zweifeln, dass ich mich noch selbständig bewegen kann. Da das ein Irrtum war gingen wir Richtung Auto und fuhren die letzten 300 Meter bis zum Hotel Saranac, das wir für diese Nacht gebucht hatten. Sozusagen das Überraschungsei der Tour: Kein anderes Hotel, das wir im Vorfeld der Reise für eine Übernachtung ins Auge gefasst hatten erhielt derart unterschiedliche Bewertungen. Von der Einschätzung als besseres Geisterhaus bis hin zu himmelhoch jauchzenden Tönen war alles dabei. Offenbar gab es eine Grenze zwischen dem früheren und dem jetzigen Betreiber, die den Unterschied ausmacht. Wir buchten einfach und ließen uns überraschen.

Wir parkten in einer Seitenstraße und fielen ein. Oder gingen rein. Oder irgendwie so was. An der Rezeption war gerade niemand da. Aber schon allein durch das Gästebuch fühlte ich mich wirklich sehr, sehr willkommen [1]. Nach ein paar Momenten kam dann jemand, wir checkten ein und erhielten Zimmer Nummer 402. Nach ein paar Bildern vom Hotel innen [1|2] und außen [1] schauten wir uns etwas in der Stadt um, ein zumindest zu diesem Zeitpunkt verschlafenes Nest [1|2|3|4|5|6]. Besonders fein fand ich das Design zweier Stühle in einem Schaufenster, das wir unterwegs passierten [1].

Die Suche nach dem Bahnhof (Das Bild hatte ich oben schon gezeigt, Nummer 3 in dem großen Block des letzten Absatzes) gestaltete sich schwierig. Während wir anfangs noch ab und an die Pfeife eines Zuges hörten kehrte während unserer Suche anscheinend Nachtruhe ein auf der Linie. Nachdem wir über dunkle Hinterhöfe mit meiner (in diesem Fall) vermeintlichen Orientierung keinen Erfolg verbuchen konnten fragten wir in einem Laden nach. Die Mitarbeiterin ging mit uns auf die Straße und erklärte sehr lebhaft den Weg. Im Endeffekt erfolgreich, aber den Aufwand würde ich jetzt nicht gern gegenrechnen.

Bei der Rückkunft im Hotel hielt ich das kluge, aber wohl nicht mehr in Betrieb befindliche Postsystem bildlich fest, wie ich es vom Hotel in Dallas (siehe Bericht 1998) bereits kannte [1]. Da auch das Zimmer, gemessen an den Befürchtungen durch diverse Bewertungen, die wir im Vorfeld gelesen haben, besser ausfiel als erwartet, gibt es auch davon ein Bildchen [1].

215 Meilen, etwa 344 km. Routenskizze hier.

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