Reisebericht USA + Kanada 2010
Markt Erlbach, im November 2010
Tag 10 – Lincoln – Kancamagus Highway – Mount Desert Island – Bar Harbor – Acadia Nationalpark


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Montag, 4. Oktober 2010

Der heutige Tag begann entspannt, dennoch hatten wir eine nicht zu unterschätzende Etappe auf dem Plan. Wir checkten in Lincoln aus und fuhren ostwärts, auf den Kancamagus Highway. Entweder sind wir, was den Indian Summer angeht, abgestumpft oder es kam nichts Weltbewegendes mehr, was wir noch nicht vorher gesehen oder fotografiert hatten. Die ersten Bilder machten wir auf dem Highway 302, der hier gleichzeitig Route 113 ist, wenige Kilometer vor Fryeburg. Das ist ein Kaff, das man mit gut 3.000 Einwohnern wohl eher als unbedeutend einschätzt. Aber gut. In Island wäre dies schon eine Metropole und uns, Maik und mir, hat das Dorf gezeigt, dass es trotz seiner Überschaubarkeit stauen kann wie ein Weltmeister [1|2].

Wir wussten nicht so recht, was da Sache ist. Kurz nach der Grenze zu Maine ging es los. Stau ohne Ende. Warten, zehn Meter fahren, warten. Eine Baustelle? Eine schlecht geschaltete Ampel? Ein gut frequentierter Bahnübergang?

Am Ortseingang ein Besucherzentrum. Fein! Rein! Dort erklärte man uns, hier würde wohl gerade die Fryeburg Fair stattfinden, nach dem, was ich im Nachhinein so herausfinden konnte eine Messe mit Schwerpunkten im Agrar- und Handwerksbereich. Und gerade heute muss wohl der höchste Feiertag der Messe sein. Man konnte uns aber mit einer bereits vorbereiteten Skizze helfen, die uns um die Staustrecken herum leitete. So waren wir schneller als erwartet wieder auf normaler Reisegeschwindigkeit und konnten dank guten Zusammenspiels von Tante Navi und unserem Orientierungssinn zügig Fryeburg verlassen. Und uns dabei die kilometerlangen Staus stadteinwärts anschauen.

Im weiteren Verlauf fanden wir hochpatriotisch dekorierte Straßen vor [1]. Wobei ich gestehen muss, ich hatte die Wartezeit im Stau als wesentlich länger in Erinnerung als sie gemäß den Bilddaten war. Vielleicht, weil das Navi auch stets die erwartete Ankunftszeit nach oben korrigierte. Das macht nervös. Unterwegs waren wir dann noch einkaufen, ein paar Kleinigkeiten, Wasser [1|2|3]. Den Rest der Strecke fuhren wir zügig durch und erreichten alsbald eine Region, in der so häufig der Name "Acadia" stand, dass man meinen hätte können, wir wären schon da. Dem war aber nicht so. Schon Kilometer vor der Küste wird ordentlich Werbung gemacht mit dem Namen des Nationalparks, der hinter der Küstenlinie auf uns warten sollte, auf Mount Desert Island (Insel des Wüstenbergs? Komischer Name). Noch bevor die Brücke zu dem Eiland führt entdeckten wir am Straßenrand ein für diesen Landstrich, eigentlich für die Küste runter fast bis New York typisches Restaurant. Spezialität der Region ist nämlich Lobster, bei uns auch als Hummer bekannt, der in diesem Lokal hier mehr oder weniger öffentlich gekocht wird [1].

Nachdem der Hunger noch nicht reichte blieben wir hier allerdings nicht. Uns zog es auf die Insel. Nach der kurzen Brücke war nun also Mount Desert Island erreicht. Und zunächst sah es nur bedingt sehenswert aus [1]. Doch von Oberflächlichkeiten und minderdetaillierten Blicken bilde ich mir noch keine abschließende Meinung. Im Uhrzeigersinn folgten wir erst der Küstenstraße und schnell kristallisierte sich heraus: Doch ganz schön hier! Vor der Küste ankerte ein Kreuzfahrtschiff, das nicht unfotografiert blieb [1|2], also kann das hier gar nicht so schlimm sein. Am Beginn der Park Loop Road steuerten wir zunächst den Informationspavillon an. Ich hatte ja von letztem Jahr noch dieses Jahresticket für die Nationalparks der USA, also dachte ich, wir kommen da einfach mal so rein.

Maik ging in den Pavillon, der einige Stufen Treppensteigen vom Besucher abverlangte, um Infomaterial zu holen. Ich sah dazu keine Notwendigkeit. Dafür sah ich jedoch, dass man für den Park auch ein "Permit", eine Erlaubnis braucht, die mit einem Enddatum versehen ist und am Rückspiegel im Auto aufgehängt werden kann. Man kommt zwar in den Park auch ohne dieses Stück Pappe, aber beim Parken sollte man schon auch erkennen können, dass die Kiste hier nicht unautorisiert steht. Also dachte ich mir, ich geh auch mal hoch. Aber Maik hatte den Schlüssel. All unser Gepäck ist im Auto. Was machen? Naja. So lang wird er nicht brauchen. Aber subjektiv wie solche Situationen eben sind dauerte es ewig, bis mein Reisebegleiter wieder auftauchte und ich ihm die Kunde über meine Erkenntnis mitteilen konnte. Also zurück nach oben [1]. Die Mitarbeiterin lobte mein T-Shirt, hätte vor lauter Freude fast versäumt, uns dieses Ticket zu geben [1]. Zurück zum Auto und weiter.

Die Straße schmiegt sich malerisch an die Hügel und Berge der Insel. Mit wechselndem Abstand zum Ufer, mal höher, mal niedriger. Ab und zu ein Parkplatz, meist mit einer Aussicht, die ich als mindestens nett bezeichne - Wie zum Beispiel an der Bucht des französischen Mannes. Oder sagen wir: Frenchman Bay [1] [P]. Auch andere Stellen sind naturschauspielerisch nicht von der Hand zu weisen [1|2], nicht zuletzt wegen der Immobilien in sehr exklusiven Lagen [1|2|3].

An einem der Parkplätze nutzten wir den geteerten Weg [1] zum Ufer. Dort warteten schroffe Steine auf uns, der Zugang direkt zum Wasser wäre nicht ohne Kletterei möglich gewesen und für mich daher nicht relevant. Aber die Aussichten von hier aus reichten auch erst mal völlig [1|2]! Etwas wirtlicher, etwas gemütlicher ist dann schon der Sandstrand, englisch: Sand Beach. Vom Parkplatz geht es hinunter zu einer Bucht [1], wo Rinnsale kleine Flüsschen in den Sand malen [1] und Steine behende von der Brandung bearbeitet werden. Wobei sich weder Richtung noch Ergebnis der Bearbeitung mit unserem Zeitverständnis erahnen lassen [1|2].

Nachdem Maik sich im Sand künstlerisch betätigt hatte [1] fand meine kreative Ader schnell einen Weg, hier mitzuhalten. Aber eben in meinem Stil [1]. Wir schlenderten gemütlich am Strand entlang bis zum Beginn der steinigen Küstenlinie. Und zurück. Klar, wir mussten ja wieder zum Auto, irgendwie. Für das Abendbrot des Fotografen, das Abendrot, beschlossen wir, den Cadillac Mountain anzusteuern. Doch vorher noch ein Stopp am Jordan Pond House. Hier soll es ein sehr gutes Restaurant geben, aber dafür war es noch zu früh. Wir entschieden uns zudem, in der Hauptstadt der Insel zu essen, Bar Harbor. Am Parkplatz dieses Hauses, das noch weitere Einrichtungen beherbergt (frage mich nicht, welche, das habe ich mir mangels Relevanz nicht gemerkt) stand das passende Auto zu den Tomaten vom ersten Tag: Ein Gedenk SUV [1]. Das fände ich an der Stelle des bewidmeten doch auch mal ganz rührend!

Der See selbst [1|2] ist über einen kurzen Wanderweg erreichbar, keine 200 Meter vom Parkplatz entfernt. Der Hinweis, dass es hier keinerlei Wassersport betreibende Fauna gibt ist sehr albern, aber wohl notwendig [1]. Eine knappe halbe Stunde später waren wir dann am Gipfel, eine Höhe von immerhin 470 Metern. Hier gibt es ein paar Wege ringsherum, natürlich auch Wanderwege in so ziemlich alle denkbaren Richtungen der Insel. Und natürlich: Ausblick [1|2|3] [P]. Durch die Weitläufigkeit des Areals und diverse Bäume war es nicht möglich, einen passenden Platz für den Sonnenuntergang zu finden. Also fuhren wir ein Stockwerk tiefer. Sozusagen.

Denn kurz vor dem Gipfelbereich (muss ich erwähnen: mit Gift Shop?) gibt es auch einen Parkplatz, der zu diesem Zeitpunkt fast schon rappelvoll ist [1] und von so manchem Parkkünstler voller gemacht wird als er eigentlich ist [1].

Der Blick von hier oben ist sensationell. Zwar nicht rundum, aber ausreichend weit in Richtung Westen. Die erste Euphorie führte zu zwei ersten Panoramen mit Mitwartenden [1|2]. Der Sonnenuntergang kann warten, den fotografiert hier eh jeder. Ich natürlich nachher auch noch [1|2|3|4|5|6] [P1|P2|P3]. Und zwischendrin immer wieder die Spezies Fotograf [1|2].

Da sich der Rückzug eben dieser Spezies vom Aussichtspunkt und somit auch vom Parkplatz zügiger gestaltet hat als ich befürchtete waren wir relativ schnell am Fuß des Berges. Genauso reibungslos kamen wir bei Bar Harbor vorbei. Auf halbem Weg von dort zum Visitor Center liegt unsere Unterkunft für die nächsten beiden Tage, das Days Inn [1|2]. Etwas außerhalb, aber zu Bar Harbor gehörend. Wir checkten ein, Zimmer 61, und fuhren weiter.

Wenn Du jetzt denkst, der Tag ist damit abgeschlossen: Irrtum! Aber das hast Du sicher schon daran gesehen, dass die Seite da unten noch weiter geht.

Es sind nur wenige hundert Meter nach Downtown Bar Harbor. Sofern man bei einem Wohnort von knapp 2.700 Ansässigen von so etwas reden kann. Darf. Einen Parkplatz fürs Auto fanden wir direkt am Hafen [1]. Wir hatten den Agamont Park in direkter Nachbarschaft des Hafens noch nicht mal richtig erreicht, blickt uns schon ein Tier an, das hier einfach so auf einem der Dächer herumsteht. Nicht ganz so spannend wie das Original gestern, aber eine hübsche Idee [1|2].

Du willst wissen, wie die Schiffe heißen, die in der Frenchman Bay vor Anker gegangen sind? Du musst den Namen nicht lesen können. Weder in meinem Bericht auf den Fotos noch wenn Du mal selbst vor Ort bist. Die Läden des Ortes helfen Dir [1]. A propos Läden: Es gibt hier glaube ich keinen einzigen Laden, der nicht irgendwas mit Elchen anbietet- T-Shirts, Tassen, Pullover, Boxershorts, Aufkleber, Magneten, Postkarten und, und, und. Also gefährlich für Thilo und seinen Geldbeutel. In einem Laden habe ich gleich doppelt zugeschlagen, zwei T-Shirts. Aber das beste Shirt, das ich nur im Schaufenster sah aber im Laden nicht finden konnte, hatten sie nicht mehr. So kann ich da nur mit einem Foto dienen [1]. Aber das sehen so vielleicht mehr Leute als die, die ich gekauft habe. Von denen habe ich nämlich keine Bilder. Vorerst.

Doch damit nicht genug. Ein paar Meer weiter die Main Street hoch dann ein Laden, der noch mal die Elchdosis steigern sollte [1|2]. Das war dann die Überdosis. Ich habe mich etwas umgesehen, aber beschloss: Ich kann jederzeit damit aufhören!

Wir waren parallel zu diesem Einkaufsereignis auch auf der Suche nach einem geeigneten Ort zum Abendessen. Ein recht hübsch aufgemachtes italienisches Restaurant [1] erhielt nicht den Zuschlag. Eigentlich wollten wir etwas ortstypisches, sprich: Hummer essen. Doch die Preise hier sind hoch, in Hafennähe sogar exorbitant. Es war etwas knifflig und gar nicht so einfach. Final landeten wir in einem Restaurant, dem ich auf den ersten Blick den Zuschlag nicht gegeben hätte. Aber es überzeugte durch (schon von außen erahnbare [1]) Einrichtung und akzeptable Preise. Während der Name "Route 66" eher eine Hommage an vergangene Drive In Epochen suggeriert gibt es hier durchaus auch ein paar fischige Mahlzeiten.

Es war also eine Entscheidung getroffen. In kitschig-schönem 60er Jahre Ambiente, durchsetzt mit enorm viel Neonkram nahmen wir Platz [1|2|3|4|5|6]. Die Wahl der Mahlzeit war schnell getroffen, während wir darauf warteten schauten wir uns auf der Empore um. Erst Maik, dann ich [1|2]. Noch während ich oben war kam schon mein Essen: Eine Lobster Roll, das ist Toast mit Hummer und ein paar Pommes dazu [1]. Als Nachtisch habe ich mir noch einen Kuchen gegönnt. Pappsüß, schwer und mächtig. Das hätte eigentlich nicht mehr sein müssen. Anfangs noch lecker, aber zum Ende hin eher Kampf als Genuss [1].

Eine Frage, die mir irgendwann plötzlich in den Sinn schoss war: Was ist das hier eigentlich? Oder besser: Was war das mal? Die Fenster, schmal und hoch, könnten zu einer ehemaligen Kirche gehören. Die Empore würde auch dazu passen. Und die Frage wurde auch beantwortet. Vermutlich stellten (zu?) viele Gäste diese Frage. Oder man hat vorab damit gerechnet und präventiv einfach mal die Geschichte in Kurzform auf die Rückseite der Speisekarte gedruckt [1]. Abgerundet wird das kitschige Flair noch durch echte Lautsprecher aus alten Autokinos, die neben manchen der Tische installiert sind und die Gäste beschallen - in angemessener Lautstärke und mit sehr Rock’n’roll lastigem Programm. Was ebenfalls sehr gut zum Ambiente passt.

Derart gesättigt rollte ich mit Maik zurück zum Auto, unten, am Hafen. Zurück zum Hotel, Datensicherung, wie eigentlich jeden Tag. Kurz in die Mails geschaut. Wie ebenfalls fast jeden Tag. Duschen, fertigmachen, ab in die Falle. Spektakulär, oder?

295 Meilen, etwa 472 km. Routenskizze hier.

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